Die Balda Super Pontura

Hersteller Balda Kamerawerk Dresden
Modell Super Pontura
Filmformat 6 X 9 und 4,5 X 6 cm, Rollfilm 120
Baujahr vermutlich 1938
Objektiv Hersteller
Modell
Carl Zeiss Jena
Tessar 1:4,5/10,5 cm
Verschluss Compur 1" - 1/250, "B" und "T"
zusätzlich Selbstauslöser
Belichtungsmessung ohne
Fokussierung gekuppelter Entfernungsmesser, 1,2 m - unendlich
Blitzanschluss leider nicht
Text aus dem damaligen Originalprospekt:
Wer eine großformatige Kamera wünscht, jedoch auch nicht die Vorzüge einer Kleinbildkamera missen will, findet in der Super Pontura seine Ansprüche befriedigt.
Sie besitzt den gekuppelten Entfernungsmesser, den eingebauten Fernrohrsucher, bei dem keine Fehler durch Parallaxe beim Bildsuchen auftreten können, weil er beim Einstellen ebenfalls auf das anvisierte Objekt automatisch gerichtet wird.
Lichtstarke Objektive F/4,5 und 3,8, Compur-Verschluß, Gehäuseauslösung, automatischer Rückzug des Einstellhebels auf "Unendlich" beim Schließen der Kamera sind die weiteren Merkmale.
Schon das Äußere,die matte Verchromung, der feine Lederbezug, die gediegene Form zeigt, daß es sich hier um ein Wertstück handelt.
Eins vorweg. Dies ist leider nicht meine Kamera, sie gehört einem Freund aus Hamburg, der sie mir dankenswerterweise und vertrauensvoll für meine Homepage zur Verfügung gestellt hat. Dafür habe ich sie ihm etwas "aufgehübscht".
Neben vielen technischen Finessen ist der präzise Laufboden der Super Pontura eine Meisterleistung und Augenweide. Ohne Balgen ist er auf dem linken Bild einmal gut sichtbar. Die Fokussierung erfolgt über den Hebel an der Klappe der Kamera. Das funktioniert tadellos. Eine Tiefenschärfetabelle auf der Rückseite der Kamera gibt weitere Auskünfte zur gemessenen Entfernung.
Der Einstellbereich reicht von 1,2 m bis unendlich. Für Linkshänder ist der Mechanismus schwer zu bedienen. Aufpassen muß man, daß nicht die eigene Hand den Durchblick durch das Fenster des Entfernungmesssers verdeckt.
"Fenster" sind ja an Fotoapparaten neben der Linse fast ein Statussymbol. Je mehr - desto besser.
In diesem Fall gibt es wie an fast allen Kameras mit Entfernungsmesser davon 3 Stück.
Das kameraseitig linke Fenster ist der Sucher. Er hat eine feste, senkrechte Einteilung in 3 Einzelfenster. Ich gehe davon aus, daß die Kamera auch eine Maske für das 4,5 X 6 Format hatte und der Sucher deshalb so konstruiert ist.
Die anderen 2 Fenster dienen dem Entfernungsmesser. Das kleine kameraseitig rechts angebrachte gelbe Fenster ist der direkte, starre Ausblick durch den Entfernungsmesser und bietet die untere Hälfte des Bildes zum Fokussieren. Es ist knallgelb - daher zunächst ungewohnt. Durch das mittlere Fenster mit einer Art roter Kimme am oberen Rand blickt man für den zweiten Meßweg über den beweglichen Spiegel zum Objekt. Man muß also über dem gelben Bild das bewegliche, neutralfarbene Bild zueinander bringen.
Hier jetzt der Entfernungsmesser im Detail. Rechts sitzt der feste Spiegel, links daneben in Chrome der Auslöser. Der Durchblick rechts erfolgt unter dem Spiegel nach außen durch das gelbe, kleine Fenster.
In der Mitte sitzt beweglich die zentrale Verstelleinheit, die vom Hebel an der Klappe gesteuert wird. Sie verstellt den beweglichen Spiegel vor dem Mittelfenster und steuert außerdem die Parallaxverstellung des Sucher, hier ganz links im Bild zu erkennen.
Es ist ein recht früher Entfernungsmesser und ein wenig gewöhnungsbedürftig. Später konstruierte man sie anders. Relativ schlecht sind die Spiegel ansich, an der Rückseite verspiegelt und nicht auf der Oberfläche. Dadurch können weitere Reflexe störend auftauchen. An meinen Baldaxette(n) habe ich sie auch ausführlich beschrieben. Der Entfernungsmesser ansich ist identisch mit der der kleineren Schwesterkamera.
Es ist eine wunderschöne Kamera, das sieht man besonders im Detail.
Super Pontura, das ""B W" steht für Balda Werke. Und die befanden sich damals in Laubegast bei Dresden. Erst nach dem 2. Weltkrieg in Bünde/Westfalen.
Ein "P" kann man kaum schöner schreiben als dieses hier auf der Super Pontura.
Übrigens hat auch diese Kamera schon eine Art Schnelltransport wie an der Baldaxette. Einmal zurückgedreht transportiert das Transportrad ziemlich exakt ein Bild weiter, sollte man es einmal eilig haben. Typisch Balda.
Noch einmal der Entfernungsmesser, hier der Einblick von der Rückseite der Kamera. Zu erkennen ist das gelbe Fenster.
Auch innovativ wie man heute sagt ist der Auslöser. Bei geöffneter Klappe steht er recht hoch, wird aber beim Schließen der Kamera mit nach unten gezogen und ist so sicher verwahrt.
Auch das bietet die neuere Baldaxette mit dem verchromten Oberteil.
Diese Liebe zum Detail macht die alten Balda's so begehrenswert. Heute sicher nicht mehr bezahlbar.
Solche Klassiker gehören gut verpackt. Die Bereitschaftstasche ist auch heute noch von außerordentlicher Qualität. Echt-Leder natürlich, ich weiß nicht, ob es 1938 schon Kunstleder gab. Es hätte aber niemand gewollt.
Aufgeklappt für die Aufnahme, bot die Tasche Einsicht auf die Tiefenschärfetabelle, kleine Details gut durchdacht.
150 Reichsmark hat sie damals gekostet. Das hört sich nach wenig Geld an.
Laut Kaufkraftberechnung bei Wikipedia entspräche eine Reichsmark von 1938 im letzten Jahr, also 2014, 4,58 EUR. Damit würde sie heute etwa 687 EUR kosten. Der Aufpreis von 10 RM für den Compur Rapid Verschluß würde dann noch einmal mit 45,80 EUR zu Buche schlagen. Diese 45 EUR waren dem damaligen Käufer wohl zu viel - schade. Denn der teurere Verschluß läuft schon deutlich weicher.
Zum Glück hat er für heute umgerechnet kanpp 55 EUR die Bereitschaftstasche dazu geordert.
Wie dem auch sei, ob mit oder ohne Rapid, die Super Pontura ist eine fantastische Laufbodenkamera im Format 6 X 9.

Stand: 10. August 2015

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