NIZO S 30 Super-8 Schmalfilmkamera
Umrüsten auf neue Super-8-Filme
mit ASA 100

Die Nizo S 30 ist recht einfach gehalten und war der Zeit entsprechend nur für den Film "Kodachrome 40" oder ähnliche (ASA 40 entsprechend 17 DIN bei Kunstlicht, bzw. nur 15 DIN entsprechend 25 ASA) gebaut.
Sie hat deshalb keine Filmempfindlichkeitsabtastung, nur einen Fühler für Kunstlicht oder Tageslichtfilmkassetten. Der sitzt unten rechts im Filmfach.
Er schwenkt den sog. Wratten 85A Filter (orange) vors Objektiv und sorgt dafür, dass der damalige Kunstlichtfilm bei Tageslicht keinen erhöhten Blauanteil ablichtet. Zusätzlich dunkelt er die Cds-Zelle für die automatische Belichtung mit ab, korrigiert so die Automatik und suggeriert bei eingeschwenktem Wrattenfilter die Filmempfindlichkeit von nur 15 DIN oder 25 ASA.
Wohlgemerkt: Der Filter wird bei einer Tageslichtfilmkassette automatisch eingeschwenkt, durch das Nichtvorhandensein der unteren Aussparung an der Kassette. Will man einen neuen Tageslichtfilm ASA 100 verwenden, so ist dies zunächst gar nicht mit der kleinen Nizo möglich, weder von der Empfindlichkeitsabtastung noch durch den Wrattenfilter.
Da es kaum noch Kunstlichtfilme gibt (seinerzeit war der Kunstlichtfilm der Normalfall), habe ich mich entschlossen, den Wrattenfilter still zu legen und die Umschaltung Tageslicht/Kunstlicht auszubauen.
Links auf dem Bild ist eine Nizo S 30 mit abgenommenem Objektiv zu sehen, einmal mit und einmal ohne den eingeschwenkten orangfarbenen Wratten 85 A Filter.
Auf diesem Bild ist die Kamera mit abgenommener rechter Vorderwand und Blick auf den Tageslicht/Kunstlicht-Umschalter zu sehen. Letzterer wird ganz einfach mit den beiden silbernen Schrauben (1 und 2) entnommen. Auch wird die kleine Feder, hier mit "3 bezeichnet entfernt.
Der Wrattenfilter bleibt durch eigene Federkraft jetzt so im Gehäuse stehen. Positiv ist dabei auch, daß die Bildqualität so verbessert wird, denn jeder Filter, insbesondere wenn etwas Staub auf ihm sitzt, verschlechtert die Bildqualität.
Die nun unnötig gewordene Kunststoffwippe wird durch ein Streichholz (leicht ankleben) festgehalten. Der kleine Bolzen, der von der Tageslicht-Kassette in den Mechanismus gedrückt wird, muss ins Gehäuse geholt und auch verklebt werden, so dass er keine Funktion mehr hat.
Hier ist jetzt alles erledigt, vom Umschalter sind noch die beiden Gewindebohrungen zu sehen. Der linke Pfeil zeigt auf das Streichholz, der rechte Pfeil auf den Wrattenfilter.
Ohne weitere Änderungen wäre die kleine Nizo jetzt nur noch für Color-Tageslichtfilme oder Schwarzweißfilme mit 25 ASA oder 15 DIN zu verwenden.
Aber dabei soll es nicht bleiben.
Um die Nizo auf eine andere Filmempfindlichkeit einzustellen, muß zunächst die linke Außenwand abgenommen werden. An die Schrauben dafür gelangt man durch Entfernen der 4 Schrauben im Kassettenfach und durch Entnahme der metallenen Zwischenwand, die hier noch die Originalbeschriftung für die Filmempfindlichkeit trägt.
Hier jetzt zu sehen, die 3 Schrauben zum Abnehmen der linken Außenwand. Ich habe noch Pfeile aufs Gehäuse geschrieben. Nur diese Schrauben herausdrehen, sonst wird auch der Sucher gelöst.
Die linke Außenwand läßt sich jetzt abnehmen, die nur aufgelegten Kleinteile von den zwei Schaltern (Ein-Aus bzw. Ganggeschwindigkeit) nicht verlieren.
Jetzt liegt fast die gesamte Technik der Kamera offen. Es interessiert aber nur das untere Potentiometer, das auf dem Bild mit einem weißen, nach oben zeigenden Pfeil gekennzeichnet ist. Dort erfolgt die Feineinstellung für die Belichtungsautomatik.
Um die erforderliche Einstellung zu verstehen, so kurz wie möglich eine Erläuterung:
Wie beim Fotografieren, wird die korrekte Lichtmenge, die auf den Film fallen soll, durch die Blende und die Belichtungszeit geregelt. Eine normale Super-8 Kamera belichtet mit ziemlich genau 1/30 Sek. bei 18 Bildern pro Sekunde, der Normalgeschwindigkeit für Super-8.
Man muss nun entsprechend der gewünschten Filmempfindlichkeit (in meinem Fall ASA 100 oder 21 DIN, weil es dafür das größte Angebot an Filmen gibt) das Potentiometer so verdrehen, dass die Blende bei gleichem Licht weiter geschlossen wird. Also in Richtung der kleinsten Blende mit der größten Zahl, in diesem Fall 22.
Mit meinem alten WEIMAR LUX nova Belichtungsmesser habe ich z. B. bei Lichtwert 7 (das ist die gemessene Lichtmenge vor dem Gerät) und
25 ASA (Ausgangseinstellung) bei 1/30 Sek. die Blende 4.
Stelle ich die Filmempfindlichkeit auf 100 ASA, so habe ich nun bei 1/30 Sek. die Blende 8.
Dementsprechend wird das Potentiometer bei gleicher Kamerahaltung (Stativ benutzen und Ausschalten von Fremdlicht an der linken, geöffneten Kameraseite) verdreht.
Das ist schon alles, nicht mehr und nicht weniger ist nötig, eigentlich ganz einfach. Und damit ist die als ungeeignet für die neuen Filme geltende kleine Nizo wieder voll im Geschäft.
Nicht alleine wegen der recht hohen Filmpreise, die neue Einstellung mehrmals überprüfen und mit mit anderen Geräten vergleichen. Eine SLR mit Blendenautomatik (A-Stellung) eignet sich gut dafür. Oder eben eine andere super-8 Kamera, die auf den gewünschten Wert eingestellt werden kann.
Und damit später jeder Benutzer dieser Kamera genau sieht, welchen Film er benutzen muss, habe ich über die alten Werte einen Laserausdruck geklebt.
Bin auf die Ergebnisse gespannt. Gefallen finde ich schon heute an der wesentlich höheren Lichtstärke, die auch für eine größere Tiefenschärfe sorgt.
Stand der Dinge: 07. April 2014

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