ZEISS IKON Contaflex S, Neuaufbau nach kompletter Zerlegung.

-1-Ganz frisch vom letzten Wochenende: Bilder von einer zuvor völlig zerlegten Contaflex S. Sie wurde in Einzelteilen neu lackiert. Selbst das Türchen vom Batteriegehäuse wurde einzeln lackiert, ebenso wie das Scharnier davon. Abgebildet sind die provisorisch schon zusammengesetzten drei Hauptbaugruppen "Gehäuse unten", "Gehäuse oben" und "Objektivträger".
Am Objektivträger ist schon wieder angeschraubt der dreiteilige Fokussierring. Er wurde vorher in Einzelteilen mit Benzin gewaschen und dann neu gefettet. Ich habe jetzt ein synthetisches Fett gefunden, das hochtemperaturbeständig ist und eine relativ zähe Konsistenz aufweist. Es scheint mir sehr gut geeignet und ist an mehreren meiner Kameras schon im Einsatz. Wenn es sich länger bewährt, werde ich nicht mehr die sonst speziell dafür gefertigten, sehr teuren Fette verwenden, sondern bei diesem Fett bleiben.
-2- Hier der erneuerte Spiegeldämpfer. Ohne komplette Zerlegung ist ein Ersatz nicht möglich. Er sorgt für ein leiseres Auslösegeräusch.
Nach den vielen Lebensjahren der Contaflex ist dieser Dämpfer an allen Kameras verbraucht. Die zerbröselnde Dämpfermasse befindet sich überall im Sucherbereich und sorgt für einen schmutzigen Durchblick.
-3- Auch der kleine Dämpfer auf der Lichtklappe wurde erneuert. Den sieht man üblicherweise nie. Aber auch er soll das Geräusch mindern.
-4- Das Herz der Kamera ist eigentlich der Verschluss. Um die Funktion der Kamera beim Zusammensetzen immer wieder zu kontrollieren und in Einzelschritten dann schließlich zu einer voll funktionierenden Contaflex zu kommen, braucht man einen instandgesetzten Verschluss.
Deshalb bleibt das Gehäuse erst einmal so wie im Absatz 1.
Das Bild links zeigt die leicht verölten Blendenlamellen, damit fange ich an.
-5- Die Verschlüsse sind bei all den hier gezeigten Contaflexmodellen gleich, lediglich die älteren Modelle hatten noch die Umstellungsmöglichkeit auf "M" für die etwas frühere Synchronisation der alten Lampenblitzgeräte.
So ein Verschluss war an dieser Contaflex S, er muss also schon einmal getauscht worden sein. Die "S" hatte nur den Verschluss Synchro Compur X, und der hatte keinen Umschalter auf "M". Deshalb bekommt diese Contaflex nun auch aus meinem Teilelager den neueren Verschluß. Sie soll original bleiben.
Das Bild links zeigt die gereinigten Blendenlamellen. Im Automatikbetrieb muß die Blende blitzschnell auf den gemessenen Wert schließen. Das kann sie nur, wenn sie absolut sauber und vor allem fettfrei ist.
Eine zerlegte Contaflexblende habe ich schon einmal in meinem Fotostream bei Flickr eingestellt.
-6-Das rückwärtige Verschlußgehäuse mit dem Blendenmechanismus dient außerdem der hinteren Führung der Verschlußlamellen. Das heißt, wenn es einmal abgenommen werden muß, liegen auch die Verschlußlamellen sofort frei. Logisch, daß man sie dann auch gleich reinigt. Es sind 5 gleiche Lamellen, nicht weiter schwierig beim Wiederzusammenbau. Man sieht auf den linken Lamellen ganz kleine Fettflecken.
-7-Nach einer Behandlung mit Isopropylalkohol sehen sie wieder makellos aus. Natürlich muß auch die Gleitschicht darunter gereinigt werden.
-8-So müssen die Verschlußlamellen aussehen. Dann schafft es der Synchro Compur auch, die kurzen Zeiten zu realisieren.
-9-Aber zuvor müssen noch ein paar Teile wieder angebaut werden, die nicht minder wichtig sind. Wie z. B das Vorlaufwerk (mitten in der Kunststoffdose) oder das Zeitenwerk (rechts unten).
-10-Von Thema 9 bis hier ist durchaus ezwas Zeit vergangen. Die Arbeiten sind beschrieben im "Compur Repair Manual", nicht etwa in der Reparaturanleitung von Zeiss zur Contaflex. Denn der Verschluß und wahrscheinlich alles bis auf die Linsen vor der Standarte ist vom Compur-Werk München (Friedrich Deckel) gebaut worden. Die Contaflex Verschlüsse haben dort die Nummer CS 1110-556 und CS 1120-556. Letztere Nummer ist für den als "Synchro Compur X" bezeichneten Verschluß gedacht, also für den ohne die M-Synchronisation.
Mittlerweile ist auch das gereinigte und neu gefettete Getriebe schon mal aufgebaut. Zum Testen des Verschlusses ist es unerläßlich. Der Spannhebel wie abgebildet ist defekt, das obere aufgeklebte Teil ist nicht dran, zum Testen aber reicht es so.
Mit der angebauten Verschluß- und Objektiveinheit muß die Kamera nun vorgespannt werden. Wie das funktioniert habe ich schon einmal ausführlich unter "Contaflex Getriebe hier beschrieben.
-11-Die Contaflex muß eine richtige Vorspannung aufweisen, damit sie geschmeidig funktioniert. Sie ist richtig bei dieser Position von Lichtklappe, Spiegel und Spannhebel. Bei weiterer Drehung des Spannhebels wird auch der Spiegel nach unten bis zum Anschlag bewegt. Wenn jetzt auch noch die Verschlusslamellen vollständig geöffnet haben, dann läuft sie richtig. Gleichzeitig müssen auch die langen Zeiten korrekt laufen und B muss geöffnet bleiben, so lange der Auslöser gedrückt ist. Ganz simpel, oder? Ein größers Bild steht bei Flickr.
-12-Wenn Vorstehendes geklappt hat, dann kann auch der Belichtungsmesser und das Okular mit der Cds-Zelle wieder aufgesetzt werden. Dazu die Kamera einstellen auf "A" und 1/500 sek. Mit einem Zwirnfaden wird der Hebel unter dem Messgerät nach links gezogen. Ist ein ziemliches Gefummel und birgt die Gefahr, daß Kabel abbrechen oder schlimmer noch, die winzige Zeitenscheibe für die Verschlußgeschwindigkeit verbiegt.
Nun muß natürlich die Belichtungsmessung wie gefordert funktionieren, vor allen Dingen muß die Automatik die Blende blitzschnell auf den gemessenen Wert für die Aufnahme schließen. All das funktioniert jetzt hier, der Neuaufbau des gesamten Verschlusses hat sich damit auf alle Fälle gelohnt.
-12-Die Beschreibung für den Aufbau des oberen Gehäuses kann ich mir sparen. Mit einem Wechselmagazin habe ich auch schon 10 Aufnahmen gemacht. Alles läuft prima, sehr zufrieden bin ich auch mit dem neu gefetteten Getriebe.
Auf der Batteriefachtür und oben links und rechts der Standarte sitzt schon schwarzes Echtleder. Jetzt fehlen nur noch die 2 Seiten.
Als erstes hat Zeiss eine dünne Pappe aufs Gehäuse geklebt, dann erst das dünne Kunstleder darüber. Ich habe die Montagelöcher (siehe Bild 1) mit einer schwarzen Spezialpaste (ein paar Geheimnisse müssen bleiben!) zugestrichen. Deshalb kommt jetzt auch keine Pappe mehr als erstes auf das Gehäuse. Denn die sollte dafür sorgen, daß die Montagelöcher und Ritzen überspannt werden und nicht so auffallen. An stark benutzten Kameras sah man dann aber doch sehr starke Eindrücke in diese Löcher.
Da das Echtleder auch dicker ist als das Originalkunstleder, entsteht durch das Weglassen der Pappe ein gewisser Ausgleich.
-13-Und so sieht sie nun komplett fertig gestellt aus. Bei Flickr ist ein größers Foto und dazu ein paar Kommentare meiner Freunde
Stand 25. Juni 2013

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