ZEISS IKON Contaflex II

Vorstellung und Wartung
Warnung: Dies ist keine Reparaturanleitung, allenfalls eine Vorstellung der Kamera bis in bauliche Details. Wenn Sie also tatsächlich daran schrauben wollen geschieht dies natürlich auf eigenes Risiko. Sollten nicht nicht geübt sein, kann es schnell dazu führen, dass Ihre Kamera unwiderbringlich zerstört wird.

-1-Im Dezember 2017 ist doch die erste da, eine Contaflex aus den Fünfzigern. Das Modell II.
Denn eigentlich wollte ich mich eher nicht damit befassen sondern es bei den Modellen super-B / BC beziehungsweise S belassen.
Aber gut, dass ich nicht stur bin......
Das Urmodell der einäugigen Contaflex, also das Modell I und II haben zu den späten Jahrgängen zwar unbestritten Ähnlichkeiten, doch vieles ist anders und einfacher.
Zum Beispiel die Frontlinse: sie alleine wird zum Fokussieren verdreht, nicht etwa die ganze Verschluss- und Objektiveinheit. Will und muss man an den Verschluss, so ist zu allererst die Frontlinse herauszudrehen.
Ich stelle sie dazu immer auf unendlich ein und merke mir von der Inschrift des Objektivs die Stellung. Also z.B. das zweite s vom Wort Tessar steht oben.
-2-Die Entfernungsskala hat 2 Schrauben, die zu allererst herauszudrehen sind. Gut aufbewahren! Oft macht es Sinn, die Schrauben vor dem Anfassen mit feinstem Öl zu betupfen und das eine Weile einwirken zu lassen.
-3-Je nach Geschmack kann man die Meter oder feet-Skala benutzen, kommt darauf an, wie man sie letztendlich festschraubt.
-4-Mit einem winzigen Schraubendreher muss man nun als nächstes 3 Madenschrauben lösen, die den Chromring auf der Frontlinse halten. Und zwar erfühlt man dies durch die Schraublöcher der Entfernungsskala. Hat man die erste gefunden, sitzen die anderen jeweils um 120 Grad versetzt.
-5-Beim Foto links ist der Ring schon ab, aber so kann man besser erkennen, wie es gemacht werden sollte.
-6-Hier ist der komplette Fokussierring schon ab, noch an Ort und Stelle ist die Frontlinse. Für Anschauungszwecke ist die Entfernungsskala noch einmal dort hingelegt, wo sie bisher ihr Dasein gefristet hat.
-7-Nun kann die Frontlinse vorsichtig gegen den UZS herausgedreht werden. Ganz langsam nach oben ziehen und drehen und dann die Stelle merken, wo sie aus dem Gewinde herauskam. Also in diesem Fall das zweite s vom Wort Tessar kam z. B. aus dem Gewinde bei ca. 8 Uhr. Und genauso wird es am Schluß wieder hineingedreht.
Überraschungen beim Basteln sind nie auszuschließen. Meist ist an der Fokussierverschraubung zwischen Front- und Mittellinse zu viel Fett. Und hier ist sogar so viel dran, dass es auf die Rückseite der Frontlinse gelaufen ist. Deshalb als erstes auf einem saugenden Papier vorsichtig die Linse drehen und langsam immer mehr vom Fett ins Papier befördern.
Die Endreinigung kommt später.
-8-Nun zur Mittellinse. Auch die muß oben an der Unendlichmarke markiert werden. Das ist an dieser geschehen bei ziemlich genau 9.00 Uhr. Dann sollte sie mit dem Spezialwerkzeug herausgedreht werden. In diesem Fall saß sie bombenfest. Dann tupfe ich etwas Kriechöl mit dem Schraubendreher um den Rand und warte einen Moment. Meist klappt es dann, wie heute.
Das Gewinde hat deutlich mehr Gänge als die Frontlinse, auch hier wieder aufschreiben, bei wieviel Uhr sie herauskam und dann am Schluß genauso wieder einsetzen.
-9-Der Sicherungsring des Verschlusses wird nun herausgeschraubt. Er ist mit einer winzigen Schraube gesichert, die habe ich fürs Foto neben die Gewindebohrung gestellt. Die Schraube muss natürlich vorher raus. Der Ring ist oben flach nicht unten, so muss er auch wieder aufgeschraubt werden. Manchmal geht auch dies nicht ohne weiteres, an einer Kamera war er mit Sekundenkleber verklebt, nach dem Motto sicher ist sicher. In dem Fall hilft Aceton, aber vorsichtig nur mit einem Wattestift die Klebestelle bestreichen.
-10- Nun liegt er frei und man kann, wenn die Verschluss- und Blendenlamellen gut arbeiten, z. B das Zeitenwerk oder den Selbstauslöser herausnehmen und warten. Ist das nicht der Fall, dann muss der ganze Verschluss abgenommen werden. Und da gibt es, wie so oft im Leben, mehrere Möglichkeiten.
Meist gelingt es, von der Rückseite mit entsprechendem Schlüssel den runden Sicherungsring um die rückseitige Linse herauszudrehen. Dann hat man gewonnen, zumindest viel Zeit.
Bei 3 Apparaten ist mir das bislang gelungen, hier an Nummer 4 ging es nicht. Dann bleibt nur nach Reparaturanleitung zu verfahren und die Kamera weiter zu zerlegen. Das ist zwar deutlich umständlicher, aber so kann man noch viele andere Sachen miterledigen.
-11-Wenn ich es schaffe, erkläre ich mal an anderer Stelle, wie man das Oberteil, den Chromdeckel abnimmt und die Reparatur weiter vorbereitet. Also den Belichtungsmesser und das Spannrad abbaut und das Prisma herausnimmt. Bei den folgenden Fotos ist das schon geschehen.
Links sieht man schon die Front mit dem Oberteil vom Unterteil gelöst.
-12-Zuerst muss man das Frontleder abnehmen. Ist halb so schlimm, es ist echtes Leder und es sind zwei einfach geformte Stücke, nur Rechtecke. Also auch leicht zu ersetzen. Dahinter befinden sich 4 Schrauben, die herausgedreht werden müssen. Alles schon wie an den neueren Modellen, auch die dünne schwarze Pappe ist unter dem Leder. Auch so ein Paßstück an der Befestigung des Spiegelmechanismus gibt es.
Aber, wir arbeiten uns vor, um den Verschluss an der Rückseite abschrauben zu können und das ist jetzt problemlos möglich.
Wie bei den neueren Modellen wird die Front vom Oberteil getrennt, indem man das walzenförmige Zahnrad herausnimmt. Es ist mit einer winzigen Schraube gesichert. Und der rückwärtige Teil der Achse muss herausgezogen werden.
-13-Und hier steht nun das Unterteil alleine da. Es ist lediglich mit 3 Schrauben am Oberteil befestigt.
Die Zahnräder sind allesamt für den Filmtransport zuständig links für vorwärts und rechts im Bild für das Rückspulen. Beim Wiederzusammenbau muß man leicht an der Mechanik drehen, damit die Zähne wieder ineinander fassen. Und vorher das Fetten nicht vergessen, jetzt ist dafür die Gelegenheit.
-14-Hier ist nun schon links die leicht zerlegte Front zu erkennen. Von der Vorderseite. Abgenommen ist auch schon der Sicherungsring und der, nennen wir ihn auch mal Spannring oder Auslösering. Geht ohne Schwierigkeiten ab und ist leicht wieder anzubauen. Nur der Ring für die Blendenbetätigung sitzt noch an der Font und der kann da auch bleiben. Rechts daneben liegt das abgeschraubte Frontblech mit der Blendenbedienung.
-15-Auf diesem Foto sieht man mal die Funktionsweise der Verschlussspannung und -Auslösung. Der ausgebaute Spannring mit seinen vielen Zahnrädern ist mal hinter den Verschluss gestellt und zeigt, wie der Mitnehmer den Verschluß spannt. Nicht von rückwärts, sondern seitlich wird die Verbindung hergestellt. Unten links dann sehr ähnlich der Mechanismus für das Auslösen.
-16-Abgebildet ist hier noch einmal die Front mit ihrer Rückseite.
-17-Nun zur Verschlussrückseite.
Dort sieht man eine große runde Feder, kurz vor dem äußeren Rand des Verschlusses. Fest einghängt ist sie bei etwa 11 Uhr, das andere Ende sitzt bei kurz vor 12 Uhr und zieht den Verschluss nach Auslösen sofort wieder zu, nachdem man ihn beim Spannen der Kamera geöffnet hatte. Sonst hätte man ja nicht durchschauen können.
Weiter innen sitzt der Blendenring, er wird mit dem nach oben stehenden, flachen Metallteil bewegt, was ziemlich exakt bei 3 Uhr zu sehen ist. Geöffnet beim Spannen der Kamera und wieder verschlossen von einer Feder im unteren Kameragehäuse. Den Einstellmechanismus sieht man, wenn man der Kamera bei geöffneter Rückwand ins Innere schaut. Unten links sitzt eine Spindel mit einer Sicherungsschraube. Auf dem Foto darüber zu Punkt 16 ist der Mechanismus auch zu sehen. Fortsetzung folgt.
Und wenn Sie eher nicht selber reparieren wollen, eine frisch gewartete Contaflex II ist nun zu verkaufen. Zum Schnäppchenpreis von 80,- EUR. Email genügt.
Stand 26. 12. 2017

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