Meine Baldaxette I, Format 4,5 X 6 cm

Hersteller Balda Kamerawerk Dresden
Modell Balda Baldaxette 1
Filmformat 4,5 X 6 cm, Rollfilmfilm 120
Megapixel
(bei Vergleich mit Digitalfotografie)
18
Baujahr etwa 1938
Objektiv Hersteller
Modell
Carl Zeiss
Tessar 1:2,8/80 mm
Verschluss Compur 1" - 1/250, "B" und "T"
zusätzlich Selbstauslöser
Belichtungsmessung ohne
Fokussierung Manuell, 1,0 m - unendlich
Blitzanschluss PC-Buchse am Verschluss
Ich nenne diese Kamera mal
"Meine Baldaxette".
Denn es ist kein Original mehr.
Ich verrate hier nicht die Stunden, die ich an ihr gebastelt habe. Aber ich finde, es hat sich gelohnt. Sie ist etwa 20 Jahre älter als ich und nun absolut einmalig. Und es bleibt zu hoffen, daß auch die Fotos mit ihr gelingen. Der erste Film ist eingelegt, in Kürze werde ich die Ergebnisse sehen.
Sie ist zusammengesetzt aus 3 Apparaten. Das noch sehr gut erhaltene Gehäuse entstammt einer Baldaxette I der neueren Generation. Das ist die mit dem blankeren Häuschen und dem Gehäuseauslöser.
Leider war dies verbeult durch einen Fall, es dauerte lange, bis dieser Schaden behoben war, denn das verchromte Gehäuse ist doppelwandig. In dieses Gehäuse baute ich einen sehr gut erhaltenen Balgen ein und die "große Klappe" für das lichtstarke 80-er ZEISS TESSAR.
Mit Kameralack glänzend und matt bekam das Gehäuse wieder ein ansprechendes Äußeres
Fertig zusammengesetzt. Das Häuschen der neueren Modelle ist fester und damit ist der Entfernungsmesser genauer. Es ist vorn, hinten und oben "beplankt" mit weiterem Metall. Sieht moderner aus, aber deshalb habe ich es nicht so gemacht. Die Stabilität ist entscheidend.
Sehr schön die Belederung (aus echtem Leder) und der sichtbare Chromrand des Gehäuses. Oben am Verschluss war es verbeult.
Alle Mühe wegen dieses Objektives. Es war seinerzeit das lichtstärkste Objektiv in einer Rollfilmkamera. Etwa 1932. Verschluss und Optik ließ ich im letzten Jahr schon überholen. Das machte der Oldkamerafuchs, den ich bei ebay fand. Er leistete hervorragende Arbeit.
Der Auslöser am Verschluss hat durchaus seine Vorteile. Es fehlt das aufwändige Gestänge, das sich ansonsten an der Innenseite der Frontklappe befindet. Dadurch löse ich deutlich ruhiger aus.
Die "große Klappe" im neuen Gehäuse. Die Ränder hatte ich erst lackiert, das verkratzte aber schon bei der Restauration. Dann habe ich sie wieder blank gemacht und mit einer Brünierung geschwärzt. Das trägt nicht auf und hält deutlich länger als Lack. Und ist wenn nötig schnell mal aufgefrischt.
Warum hat die Kamera zwei rote Fenster für die Kontrolle des Filmtransports?
Der Rollfilm war seinerzeit für das Format 6X9 cm konzipiert. Dafür hatt er die rückseitige Beschriftung. Als man dann Apparate mit dem Format 4,5X6 baute, also wie später beim Halbformat des Kleinbildfilms das Format teilte, behalf man sich mit zwei Fenstern. Man sieht alle Zahlen von 1 bis 8 jetzt zweimal, erst im linken Fenster, und für die zweite Aufname dann im rechten Fenster noch einmal. Später beschriftete man den Film dann auch unten und brauchte nur ein rotes Fenster. Apparate mit dem Format 6X6, also auch die Baldaxette II, haben nur ein Fenster auf mittlerer Höhe.


Die vorderen Fenster für den gekuppelten Entfernungsmesser. Das rechte kleine Fenster (links im Bild) hat ein gelbes Glas. Direkt dahinter ist der Einblick. Man sieht ein Schnittbild. Unten ist es gelb, das zweite Bild darüber wird mit zwei Spiegeln dorthin projiziert. Mit dem Hebel am Objektiv, wird der eine Spiegel verstellt und das obere Bild bewegt sich über dem gelben horizontal.
Die Spiegel sind das Problem. Sie sind nicht oberflächenbeschichtet und meist vergammelt. Einen habe ich mit einem Edelstahlspiegel ersetzt, der zweite ist noch brauchbar. Wer kann mir sagen, wo man sich solch winzige Spiegel anfertigen lassen kann?
Mittelformat für die Westentasche. Juergen Kreckel hat in den USA dazu Pionierarbeit geleistet.
Mit dieser Kamera kein Problem. Seinerzeit gab es solch hochwertige Kameras nur recht selten zu sehen. Und dass Zeiss seine hochaktuellen Objektive für Fremdfabrikate lieferte, war auch ungewöhnlich. Vergleichbar war die Baldaxette seinerzeit mit der ZEISS IKON Super Ikonta B 530/16. Nur die war deutlich schwerer. Die Baldaxette wiegt etwa davon die Hälfte. Die Plaubel Rollop hatte das Gehäuse der Balda (vermute ich), einen anderen Entfernungsmesser und einen Filmtransport mit Zählwerk. ZEISS Objektive hatte sie nicht.
Hier nun ein Foto von dieser Kamera. Aufgenommen mit voller Öffnung Blende 2,8. Die Farben sind ok, die Schärfe bis in den Randbereich (siehe Autotür) ebenfalls. Entfernungseinstellung war 2 m, Tiefenschärfe bewußt bei dieser Einstellung natürlich kaum vorhanden. Farbfilm in einer Kamera mit unvergütetem Objektiv, das ist kein Problem.

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