Die Baldaxette

Fotos von Arbeiten an dieser Kameraserie

Zunächst mal ein Ausschnitt aus dem damaligen Verkaufsprospekt:
"Wenn es auf die Sekunde ankommt:"

die Baldaxette

Für Schnappschüsse, die blitzschnelle Schußbereitschaft der Kamera erfordern.
Die Entfernung mißt die Baldaxette selbst, denn sie besitzt gekuppelten Entfernungsmesser, der Scharfeinstellung in wenigen Sekunden vermittelt.
In dem klaren Fernrohrsucher beobachten Sie ihr Objekt genau und mühelos und brauchen insbesondere bei Nahaufnahmen auch nicht mit der geringsten Verschiebung zwischen Aufnahme- und Sucherbild zu rechnen, da diese kleine Differenz automatisch, gleichzeitig mit der Einstellung, ausgegelichen wird.
Für raschen Bildwechsel sorgt der Filmtransporter* und für die nötige kurze Belichtungszeit das Objektiv mit seiner hohen Lichtstärke einerseits, und der Compur bzw. Compur Rapid Verschluß (bis 1/400 Sek.) andererseits. Der vorzügliche Auslösehebel fehlt natürlich auch nicht.
* Das als Filmtransporter ausgebildete Filmaufzugsrad ermöglicht den Filmtransport ohne Beobachtung der roten Fenster. Durch Drehen des Filmtransporters bis zum Anschlag wird der Film im richtigen Bildformat um ein Bild weiter transportiert. Vorteil: Filmtransport in ungünstigen Lichtverhältnissen, wo man Zahlen schlecht oder garnicht erkennen kann, geschieht gefühlsmäßig. Zeitsparend, und sichere Verwendung von Pan-Filmen, da die Fenster verdeckt bleiben können.
Und hier die Preisliste. In dieser Aussattung kostete die Kamera damals 159,- Reichsmark.
Eine Baldaxette II im Format 6X6 nach Erhalt. Sie soll nach Angaben des Vorbesitzers einem Reporter gehört haben, der damit im 2. Weltkrieg Fotos machte. So wie sie beim Kauf aussah, klang es glaubhaft.
Die Nieten "blühen" grün auf. Die Gerbsäure im Leder verträgt sich bei Feuchtigkeit nicht mit dem Material der Nieten. Es entstehen diese häßlichen Beulen. Im rückseitigen rechten Fenster, dem Einblick für den gekuppelten Entfernungsmesser, fehlt eine Linse.
Eines der lichtstärksten Objektive seiner Zeit, das 2,8 80 mm Tessar von Carl Zeiss Jena. Am Verschluss der Auslöser für das erschütterungsfreie Auslösen ohne Druckknopf am Gehäuse. (frei nach altem Balda Werbeprospekt)
Neben dem gekuppelten Entfernungsmesser gab es eine weitere Besonderheit: Der eigentliche Sucher wurde je nach Entfernung in Höhe und Seite mit verstellt. Das machte Sinn, denn er sitzt außen an der Kamera.
siehe dazu "die Parallaxe in der Fotografie" bei Wikipedia
Die entlederte und gereinigte Rückwand mit dem neu genieteten Fenster für die Aufnahmenummer.
Das komplette Gehäuse ist, so weit ich mich mit Metallbeschichtung auskenne, vernickelt oder gar verchromt. Von innen dann schwarz lackiert. Außen sieht man davon nur die Ränder, die großen Flächen sind beledert. Damit der Kleber hält, ist das Metall wiederum aufgerauht worden. Insgesamt wäre das heute nicht mehr bezahlbar. Und so war es wohl auch schon nach dem Krieg (WWII), denn die Balda's aus den Fünfziger Jahren wurden komplett schwarz lackiert, die Gehäuse nicht mehr vernickelt.
Für das weit ausladende Tessar musste die Objektivklappe vergrößert werden. Ähnlich wie bei einem amerikanischen Hot Rod mit Achtzylindermotor und extra großem Vergaser, wurde dazu die "Haube" mit einer besonders hohen Hutze versehen.
Hier die Klappe schon nach erfolgter Neulackierung.
Das Foto links zeigt den Werdegang zu einer neuen Kamera. Das Gehäuse stammt von einer neueren Baldaxette I, es ist noch wunderbar verchromt. Darin schon eingebaut ein neuwertiger Balgen im 4,5 X 6 Rahmen und daran die große Frontklappe für das Zeiss Tessar.

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